Meditation

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Ich möchte mit diesem Post einmal auf das Thema Meditation zu sprechen kommen. Dabei möchte ich versuchen, das Thema in Verbindung mit Alltag und Beruf zu bringen. Es wird dabei vor allem um meine persönlichen Erfahrungen gehen.

Meine Definition von Meditation

Meditation wird eventuell für viele schnell mit religiösen Praktiken verbunden. Ich selbst bin nicht nur unreligiös, sondern sogar eher religionskritisch. Wobei ich Glaube und Religion differenziert betrachte. Es darf jeder glauben, woran er möchte, solange er das Leben anderer Menschen damit nicht negativ oder gar destruktiv beeinflusst. Also ich betrachte Meditation so sachlich es nun einmal geht und verbinde sie für mich nicht mit religiösen oder spirituellen Dingen.

Meditation bedeutet für mich innere Ruhe, die sich auch auf meinen Alltag auszubreiten vermag. Außerdem ist sie für mich eine Art Einstellung meines Innenlebens zu sich selbst und nach außen. Dabei beziehe ich mich vor allem auf meine Gedanken.

Es gibt zudem Studien, die sich mit Meditation und deren Effekt auseinander gesetzt haben (vermutlich noch mehr als ich spontan finden konnte). Ich habe, zugegeben, nicht alle komplett gelesen, finde es aber großartig, dass Meditation bereits derart ins "Visier der Wissenschaft" gerückt zu sein scheint:

Wie ich zum Meditieren kam

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr so ganz, wieso ich mich bereits als Jugendlicher öfter mit Meditation auseinander gesetzt hatte. Es faszinierte mich einfach irgendwie schon immer ein bisschen. Allerdings habe ich eher "Misserfolge" in Erinnerung, wenn ich zurück denke. Eventuell lag es auch an den zu hohen Erwartungen, ein nahezu psychodelisches Erlebnis zu bekommen.

Ich erinnere mich aber gut an Anfang 2020, als Alex Pfeffer eine 5 days meditation challenge gestartet hat. Da nahm ich teil und lernte erneut etwas, wie ich finde, unfassbar Wichtiges: kleine Schritte machen! Es ging bei der Challenge (eigentlich ein doofes Wort dafür, wie ich finde!) darum, die ersten Tage je nur eine oder eher wenige Minuten zu meditieren. Und zwar indem man nur ruhig sitzt - ggf. seinem Atem folgt. Mehr nicht! Ich glaube, dass jeder Tag dann immer etwas länger wurde und alles am fünften Tag lediglich bei 5 Minuten Meditation endete. Das ist, wie ich finde, absolut nicht viel und doch ein so toller Anstoß gewesen. Vor allem hat es in diesen Tagen bereits eine leichte Routine aufgebaut, was mitunter das Wichtigste ist, um einer solchen Sache nachzugehen.

Seit dieser Challenge habe ich beinahe jeden Tag wenigstens ein bisschen meditiert - teilweise gab es schon Sitzungen von 20 Minuten oder gar mehr. Aber auch nur sehr wenige Minuten täglich empfinde ich als sehr hilfreich.

Erwähnenswert finde ich auch, dass ich seit 2018 Wing Chun praktiziere. In dieser Kampfkunst sehe ich eine Symbiose zur Meditation.

Was ich mir von Meditation erhoffe

Ironischer Weise ist es vermutlich gar nicht Zen, etwas konkret zu erwarten. Deshalb ist es auch eher ein Erhoffen. Dennoch bin ich da ehrlich und leugne nicht, dass ich im Endeffekt doch irgendwie mit einer gewissen Erwartungshaltung meditiere. In der Regel ist diese Erwartung (bzw. das Erhoffen), dass sich meine Gedanken beruhigen und ich klarer im Kopf werde. Vielleicht besteht da aber auch ein bisschen die Gefahr! Denn eigentlich sollte einfach der Moment achtsam erkannt und beobachtet werden - ganz ohne Erwartung. Dies ist womöglich eine Art Ambivalenz, die da bei mir besteht.

Was ich von der Meditation langfristiger erhoffe und auch bereits erlebe (mehr dazu unten), ist, insgesamt ausgeglichener und ruhiger im Alltag und Beruf zu werden. Das Schwierige dabei ist, dass so eine Erfahrung nicht umgehend einsetzt. Ob Meditation einem dabei dienlich ist, erfährt man eventuell erst nach einer gewissen Zeit und nicht umgehend beim oder kurz nach dem Meditieren.

Was ich für die Meditation empfehle

Wie oben bereits beschrieben empfehle ich Interessierten: kleine Schritte machen! Man kann sich einfach einmal vornehmen nur wenige Tage zu meditieren und dann auch nur eine Minute täglich. Ich denke, dass man bereits damit eine sehr gute Basis aufbauen kann, aus der man dann nach Bedarf mehr machen kann. Aber selbst, wenn es nur bei einer Minute täglich bleibt, ist das trotzdem bereits hilfreich - ist immerhin mehr als gar nicht meditieren. Die Dauer der Mediation lässt sich ja jederzeit noch erweitern.

Für eine Meditation selbst möchte ich jetzt keine zu detaillierte Anleitung geben. Diese gibt es im Netz sicherlich zu Genüge. Dennoch so viel vorweg: ich erachte es als super einfach und guten Einstieg, wenn man einfach versucht seine Atemzüge zu zählen. Einfach mal bequem hinsetzen, Augen schließen und beginnen auf jedem Ein- und Ausatmer zu zählen. Wenn man bei 10 ist, einfach wieder von vorne beginnen. Wenn Gedanken kommen: beobachten und nicht werten.

Als technische Hilsmittel empfehle ich zwei Apps:

Medito ist nicht nur ein App, sondern als Medito Foundation eine gemeinnützige Stiftung, die sich als Ziel gesetzt hat, Meditation und Achtsamkeit jedem kostenlos zugänglich zu machen. Die App, die sie anbieten, ist nicht nur kostenlos und ohne Werbung erhältlich - sie ist sogar Open Source. Das finde ich großartig und bin der Stiftung und allen Mitarbeiten unglaublich dankbar für ihre Mühen! Die Meditations-Kurse sind allerdings alle in englisch - aber, wie ich finde, sehr gut verständlich.

Prana Breath ist eine App, die zwar kostenlos nutzbar ist, allerdings einige Funktionen hat, die man in der kostenpflichtigen Variante dazukaufen müsste. Ich erinnere mich, dass die kostenlose Version allerdings bereits sehr hilfreich war. Diese App nutze ich ebenfalls sehr regelmäßig, um gezielte Atemübungen zu machen. Es gibt als kostenlose Alternativen auch Breathap oder Breathly. Allerdings kann man dort, soweit ich das korret getestet hatte, keine eigenen Atem-Übungen anlegen. So oder so sind diese Apps aber sicherlich für den einen oder anderen hilfreich - also einfach mal testen!

Wie sich Meditation auf mein Leben auswirkt

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Meditation einen spürbaren Effekt bei mir hat. Oft bin ich direkt nach dem Meditieren entspannter und ruhiger - aber gar nicht mal immer! Entscheidender ist für mich das Empfinden und Denken im Alltag. Soweit ich mich an Situation und meine körperlichen und gedanklichen Reaktionen auf diese erinnere, meine ich zu erkennen, dass sich meine Reaktionen geändert haben, seitdem ich regelmäßig meditiere.

Ich meine, dass ich insgesamt achtsamer geworden bin, was einfachste Dinge im Alltag angeht. Eventuell ist das auch Wing Chun zuzuschreiben, dass ich glaube, ein besseres Körpergefühl zu haben, aber sicherlich auch der Meditation. Das betrifft dann die einfachsten Dinge im Alltag. Ob ich jetzt einfach nur eine Tür öffne oder schließe oder bemerke, wie sich meine Füße anfühlen, wenn ich durch die Wohnug gehe. Bereits so vermeintliche einfache und selbstverständliche Dinge können plötzlich ganz "neu" und interessant werden.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist das Denken. In Situationen, in denen ich mich sonst eher als impulsiv oder emotional vermutet hätte, glaube ich es zu schaffen, ruhiger und gelassener zu bleiben. Ich erinnere mich an eine Situation beim Wing Chun Training. Ich trainierte mit einem jüngeren Kung Fu Bruder, der sehr unruhig und quatschig war. Die Trainigs-Aufgabe an sich war damit kaum zu bewältigen und dennoch blieb ich ruhig. Ich betrachtete es einfach als neue Aufgabe, meinen Kung Fu Bruder anders an diese Aufgabe heranzuführen und dabei ganz neue Dinge für mich zu lernen. Erstaunlicher Weise fing mein Trainingspartner an, ebenfalls ruhiger zu werden und konnte somit die Übung mit mir besser durchführen. Das und andere ähnliche Situationen stärken in mir die Perspektive auf das Leben, dass womöglich die meisten Erlebnisse immer irgendetwas an sich haben, was für einen bereichernd sein kann. Eventuell sind es sogar alle Situationen im Leben, aber so Zen bin ich dann noch nicht. (;

In Verbindung mit meiner Selbstständigkeit glaube ich ebenfalls positive Effekte zu erkennen. Wenn ich z.B. lange und motiviert an einer Produktion gearbeitet habe und dann ein sehr kritisches Feedback eines Kunden bekomme, kann das erst einmal sehr ernüchternd sein. In solchen Momenten ist es ebenfalls hilfreich, gelassen und ruhig bleiben zu können, was durch Meditation ebenfalls besser zu klappen scheint. Dabei muss ich jetzt nicht direkt anfangen zu meditieren, wenn ein schwieriges Feedback kommt. Meditation hat dabei eher eine Langzeitwirkung durch regelmäßiges Praktizieren - selbst wenn ich mal nicht jeden Tag ausgiebig meditiere.

Insgesamt erachte ich Meditation für mich als sehr gewinnbringend. Es kostet nicht einmal viel Zeit. Außerdem versteckt sich Meditation auch in einigen anderen Momenten. Z.B. wenn ich irgendwo warten muss - das überbrückt die Zeit und sorgt für innere Ruhe; win-win! Letztendlich ist es allerdings nicht für jeden etwas, was ich total nachvollziehen kann. Mit diesem Post wollte ich lediglich inspirieren. Manchmal muss man nur etwas finden, was einen erfüllt und was einem Techniken bietet, besser mit gewissen Dingen klarzukommen. Für mich ist es Wing Chun, um sportlich motiviert zu bleiben und Meditation, um gelassener und gedanklich motiviert zu bleiben.