Wikimedia Soundlogo 2
Mit diesem Post möchte ich den Post Wikimedia Soundlogo 1 forführen. Es geht um Einblicke in meine Arbeitsprozesse in diesem Projekt. Spezieller gesagt geht es darum, wie ich von der Konzeption her an dieses Projekt ging.
Recherche
Bevor ich für so ein Projekt konkret die Produktion angehe, ist es manchmal sinnvoll sich im Vorfeld erst einmal bloße Gedanken zu machen. Hierfür ist es eigentlich sinnvoll zielführende Gespräche mit Kunden zu halten. Da es hier keinen wirklichen Kunden gibt, recherchierte und assoziierte ich ganz einfach.
Kriterien des Wettbewerbs
Zuerst las ich mir alle möglichen Informationen der Wettbewerbs-Website durch. Darüber hinaus guckte ich das ganze Video der Wikimedia. In diesem wird grundlegend erklärt, was unter einem Soundlogo zu verstehen ist und wie man so etwas erstellt. Zudem gibt es Beispiele im Video zum groben Erstellen eines Soundlogos anhand gewisser Begriffe. Für mich war das alles nicht neu. Das Video vermittelte mir zudem das Gefühl, dass auch Laien angesprochen werden. Immerhin werden Grundlagen im Video vermittelt, die ich selbst eher Anfängern im Bereich der Tonproduktion vermitteln würde. Ich rechne entsprechend damit, dass viele Einsendungen aus dem Amateurbereich kommen könnten. Persönlich fand ich das Video nicht gut, was das Fachliche angeht. Vielleicht werde ich hierzu auch noch einmal einen Post schreiben.
All diese Kriterien der Website und des Videos schrieb ich in einem Textdokument nieder, um mir einen Überblick zu machen. So ein Dokument könnte auch als Konzept für einen potentiellen Kunden dienen. Immerhin kann man unnötige Arbeit vermeiden, wenn man auf konzeptioneller Ebene bereits Ungereimtheiten klären kann. Hier ein grober Einblick:
Soll vermitteln:
- Connection Forming
- Question & Answer
- Trusted Information
- Free & Open Knowledge
- Knowledge Growing
Soll klingen:
- Human
- Inspired
- Smart
- Warm
Soll NICHT klingen:
- Technological
- Cold
- Synthetic
- Aggressive
Die genannten Kriterien nutzte ich dann in einem Brainstorming. Dabei fragte ich mich, was ich selbst mit gewissen Punkten wie z.B. Wissen oder Connection Forming verbinde. Das schrieb ich auch in das Konzept, um stets darauf aufbauen zu können. So assoziierte ich mit Wissen Dinge wie Buch oder die menschliche Stimme. Connection Forming assoziierte ich hingegen mit Stecker und Knowledge Growing assoziierte ich mit Aufsteigen, Wachstum, ....
Grafisches Wikimedia Logo
Ein weiterer Recherche-Aspekt war für mich das Betrachten und Analysieren des grafischen Logos der Wikimedia. Das war für mich sehr aufschlussreich. Ich schrieb auf, was ich sehe und vor allem was ich damit assoziiere. Dabei versuchte ich die Assoziationen möglichst unabhängig von den Vorgaben des Wettbewerbs aufzuschreiben. Schließlich stellte ich fest, dass die Kriterien des Soundlogos irgendwie durchaus mit meinen Assoziationen zum Grafiklogo übereinstimmten. Hier ein weiterer Auszug meines Konzept-Dokuments:
Was sehe ich?
- einen äußeren Kreis, der nach oben offen ist
- einen ausgefüllten kleineren Kreis ganz oben
- zwei Diagramm ähnliche Flügel nebeneinander, positioniert unte dem kleinen Kreis und insgesamt
im großen Kreis
Was assoziiere ich damit?
- auf mich wirkt es, als wird ein humanoides Lebewesen im inneren des Kreises angedeutet
- der Körper des Wesens wird irgendwie aus Diagramm ähnlichen Elementen aufgebaut und deutet
somit wissenschaftliches Wissen an
- der äußere Kreis ist nach oben offen und kann somit stets gefüllt werden
- der vermeintliche Kopf des Wesens steht ganz oben und wirkt auf mich symbolisch wie "das Wissen"
Konzeption des Klangs
Nachdem ich den ganzen Input verinnerlicht und entsprechend assoziiert hatte, fing ich an mir konkretere Gedanken zum Klang an sich zu machen. Ich überlegte erneut erst einmal ganz grundlegend, welche Aspekte es runtergebrochen für mich bei einem Soundlogo gibt und in welche Richtungen das ausarten könnte. So bestimmte ich zwei grobe Aspekte für ein Soundlogo: Klangcharakter und Klangverlauf.
Klangcharakter
Den Klangcharakter teilte ich in musikalisch und Sounddesign. Diesen Aspekt finde ich fundamental, da meiner Empfindung nach Musik und Ton jeweils unterschiedliche Wirkungen haben können. Im Video der Wikimedia ist von "Melodic" und "A-Tonal" die Rede (vgl.). Jedoch ist auch "A-Tonal" meiner Interpretation nach weitestgehend musikalisch (im Video hat das Beispiel einen musikalisch anmutenden Rhythmus). Entsprechend finde ich eine Differenzierung in musikalisch und Sounddesign irgendwie angebrachter. Das eine wäre für mich eher Musik mit typischem Material wie z.B. 12 Tönen. Sounddesign verstehe ich hingegen eher als Klänge, die nichts mit Musik zu tun haben - z.B. eine Explosion, fließendes Wasser, und so weiter.
Klangverlauf
Den Klangverlauf teilte ich in Lautstärke / Dynamik, Stimmenmenge, Tonhöhe / Frequenzverlauf und Tempo + Rhythmus. Diese Aspekte passen sowohl für musikalische Inhalte, wie auch bloße unmusikalische Klänge. Zudem eignen sich diese Merkmale für einen dramaturgischen Verlauf, um eine gewisse Spannung zu erzeugen (vlg. dieser Post). Dabei meine ich nicht unbedingt Spannung im Sinne von Anspannung, die man vielleicht beim Gucken eines gruseligen Films haben könnte. Ich meine dabei eher eine grundlegende Spannung, die etwas Akustisches letztendlich interessant gestaltet, sodass man den Inhalt gerne hört.
Konkretisieren
Nach Festlegung dieser grundlegenden Elemente assoziierte ich erneut. Dieses mal im Einklang aller bisherigen Punkte. Also die Kriterien des Wettbewerbs, das Grafiklogo und meine charakteristischen Merkmale eines Soundlogos. Dabei gab es einige Überschneidungen von z.B. konkreten Klängen, die ich aufschrieb. Durch all diese Punkte und Niederschriften erhielt ich letztendlich eine Art Quelle von Klangquellen und -verläufen.
Für den Klangcharakter ergab sich in etwa folgende Liste:
- Buch
- menschliche Stimme
- Stecker
- Glühbirne
- Unterschrift
Und für den Klangverlauf listete ich mitunter folgende Elemente auf:
- Call & Response Prinzip (für Question & Answer)
- gleichbleibend (für Trusated Information)
- steigende Tonhöhe, Dynamik und/oder Klangdichte (für Free & Open Knowledge + Knowledge Growing)
Mit diesem Pool (oben ist nur eine Auswahl) fing ich an konkrete Soundlogos konzeptionell aufzuschreiben. Ich konzipierte drei Ideen, da man auch drei Soundlogos einreichen darf. So konzipierte ich ein musikalisches Logo, ein Sounddesign-Logo und ein Logo, das beide Facetten enthält.
Soundlogo 1
Sounddesign.
- ein Buch wird blätternd zugeschlagen (Elemente: Buch, Wissen)
- auf den Zuschlag-Impact kommt ein warmer tiefer gleich bleibender Ton
(Elemente: Trusted Information)
- zeitgleich beginnt ein in der Tonhöher höher werdendes Glitzern lauter zu werden
(Elemente: Freundlichkeit, Knowledge Growing)
- der Ton endet abrupt, verhallt allerdings (Elemente: Free & Open Knowledge)
Soundlogo 2
Musikalisch.
- warmes gleichbleibendes Pad (Elemente: Trusted Information, Freundlichkeit)
- nur minimal verzögert: Gitarre/Klavier/orientalisches Instrument? spielt zwei Akkorde
aufwärts (Elemente: Knowledge Growing, Free & Open Knowledge)
- als Antwort: Gitarre/Klavier/orientalisches Instrument? antwortet mit zwei ergänzenden
Akkorden (Elemente: Question & Answer, Connection Forming)
-> bzw. ggf. auch melodisch; Ton A > Ton B ... Antwort: Ton B > Ton C - stets
aufsteigend für "Growing", Ton B zwei mal für "Trusted Information"
- ggf. Streicher-Crescendo zum Schluss mit Aushall (Elemente: Free & Open Knowledge,
Freundlichkeit)
Soundlogo 3
Musikalisch und Sounddesign.
- Eine Glüchbirne wird mit so einer Kette angeschaltet (Elemente: Wissen, Idee,
Question & Answer)
- zeitgleich spiel ein Instrtument (Klavier?) passend zum Anschalt-Rhythmus zwei Töne aufwärts
(Elemente: Freundlichkeit, Connection Forming, Knowledge Growing)
- ein weicher Synth mit Delay untermalt diese Töne subtil (Elemente: Connection Forming,
Trusted Information, Knowledge Growing)
Fazit
Ich habe also letztendlich sehr viel assoziiert und aufgeschrieben. Es wäre auch denkbar gewesen direkt mit dem Produzieren zu beginnen. Allerdings wollte ich mir so oder so einmal einen niedergeschriebenen Überblick über den Wettbewerb und dessen Rahmen machen. Das hat im Endeffekt stets dazu geführt, dass ich bereits ohne Einfluss von konkretem Klang neue Ideen bekommen habe. Außerdem habe ich somit zugleich Inhalt für diesen Blog generiert.
Jetzt heißt es diese Konzepte im nächsten Schritt konkret zu produzieren. Fortsetzung folgt!
Reihe
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