Wikimedia Soundlogo 1

Ein Freund machte mich auf den Wettbewerb der Wikimedia aufmerksam und fragte mich, ob ich da nicht mitmachen wolle. Es wäre auch ein interessanter Anlass meinen Prozess dabei hier in meinem Blog zu dokumentieren. Entsprechend ist dies der Beginn einer kleinen Post-Reihe.

Der Wettbewerb

Die Wikimedia Bewegung sucht nach einem Soundlogo. Es soll zum Schluss ein ein bis maximal vier sekündiges Soundlogo werden, das für diese Bewegung steht. Letztendlich soll es Teil einer auditiven Identität werden, der z.B. auch für Sprachassistenten genutzt wird und die Wikimedia somit hörbar macht.

Meine Bedenken

Zunächst möchte ich einmal meine Einstellung zu Wettbewerben erläutern. Ich bin eigentlich absolut kein Freund von Wettbewerben, da ich einen kompetitiven Ansatz bei Kunst nicht richtig finde. Es geht immerhin letztendlich darum, dass Kunst bewertet werden muss, damit ein Sieger hervorgeht. Mit dem Post Wie ich Musik qualitativ bemesse habe ich versucht möglichst objektive Kriterien zu erörtern, durch die man Qualität eventuell messen könnte. Dennoch bezweifle ich, dass es bei derartigen Wettbewerben einzig und allein auf vermeintlich objektive Kriterien ankommen wird. Es wird sicherlich sehr viel subjektives Bewerten geben. Da bin ich ganz einfach noch unschlüssig, wie sinnvoll ich das finde. Und zwar aus den folgenden Gründen.

Selbstbild

Ich habe das Bild von einem Profi im Kopf, der über solchen Zweifeln steht. Dazu kommt, dass meine eigentliche (angestrebte) Lebenseinstellung die ist, dass man nicht die Zukunft spekulieren sollte. Dennoch kursieren folgende Gedanken in meinem Kopf. Was ist wenn ich verliere? Werde ich dann meine eigene fachliche Kompetenz anzweifeln? Was ist, wenn jemand gewinnt, dessen Ergebnis ich aus fachlicher Sicht und auch aus subjektiver Sicht als minderwertig bewerten würde? In all diesen Fällen glaube ich anfangen zu können, an mir und meiner Expertise stärkere Zweifel zu bekommen als noch gut wären.

Bild nach außen

Ähnlich verhält es sich mit dem Bild, das nachher andere Leute von mir bekommen könnten. Was bin ich für ein Profi in dem Gebiet, wenn ich so einen Wettbewerb verliere? Bin ich dann überhaupt qualifiziert genug, um weiterhin professionell Aufträge durchführen zu können?

Kooperationspartner aus der Marktwirtschaft

Dazu kommt der Gedanke, dass im Wettbewerb eine Agentur mit involviert ist, die in der freien Marktwirtschaft agiert. Das wirkt auf mich etwas suspekt, wo der Wettbewerb doch für ein Open Culture Projekt ist. Warum muss also ein Unternehmen involviert sein, dass vermutlich eher profitorientiert handeln dürfte? Zudem ist mir unklar, warum es gerade diese Agentur sein muss und wie die Auswahlkriterien dafür waren. Diese Intransparenz finde ich etwas schade.

Dazu kommt der Aspekt, dass ich ja streng genommen letztendlich kostenlos für eine Instanz arbeite. Und dann gebe ich auch noch meine Rechte komplett an diese Instanz ab. Das spricht eigentlich komplett gegen mein Grundprinzip, dass ich keine unbezahlten Pitches unterstützen möchte. Unbezahlte Pitches sind quasi eine Art Mini-Wettbewerb, bei denen man eventuell einen "Auftrag gewinnen kann" von einer Instanz. Letztendlich sind es hingegen, wie ich das erfahren und auch von Mitstreitern gehört habe, eine fiese Art Künstler letztendlich auszubeuten. Viele Bewerber sorgen nämlich für Ideen, die nachher womöglich noch in die finale Produktion einfließen, werden aber nicht oder nur zu wenig für die Arbeit vergütet. Es gibt dafür ein witziges Video, das dies ein bisschen deutlicher bebildert.

Meine Abwägungen

Die bisher genannten Bedenken möchte ich einmal diskutieren. Letztendlich möchte ich damit auch erläutern, was mich dazu führen könnte, dann doch am Wettbewerb teilzunehmen.

Zweifel Selbstbild überwinden

So vermeintlich unqualifiziert ich am Ende wirken könnte, möchte ich mir einiges vor Augen führen. Ich kann den Spieß nämlich auch umdrehen. Es kann ebenfalls professioneller wirken, wenn ich "über dem Misserfolg" stehe und mich ein solcher nicht negativ beeinflussen wird. Es ist immerhin kein Projekt, dass dafür wirken kann, dass mir selbst meine eigenen Produktionen plötzlich nicht mehr gefallen. Das wäre irgendwie albern und auch gewissermaßen selbst unprofessionell, denke ich. Was würde das sonst über mein Selbstbild aussagen? Hätte ich dann nicht im Kern einen Mangel an Überzeugung zu meiner eigenen Arbeit, wenn ein einzelner Wettbewerb an dieser Überzeugung bereits rütteln könnte?

Bild nach außen professionell halten

Ich sollte mir zudem vor Augen führen, dass ein Misserfolg im Endeffekt gar keine Aussagekraft über meine Qualifikationen haben kann. Kunden hatte und habe ich letztendlich trotzdem. Es gibt also Menschen, die in meine Fähigkeiten vertrauen oder denen zumindest mein Angebot sehr gut gefällt. Viel eher kann es ja qualifiziert anmuten, wenn ich eben über diesen Dingen stehe und einen solchen Wettbewerb als Herausforderung betrachte. Dazu kommt ein entscheidender Aspekt. Wenn ich ein Kundenprojekt habe, ist seltener die erste Produktion bereits die, die perfekt passt. Es gibt in den meisten Fällen sowieso etliche Korreklturschleifen und Iterationsprozesse, die zum "noch passenderen" Ergebnis führen. Diese Schleifen wird es hier leider nicht wirklich geben können. Wobei sich der Freund als "Scheinkunde" bereit erklärt hat und mir als Partner bei Iterationsprozessen helfen wird (mit Feedback).

Prinzipien überwinden

Dass es einen Partner aus der Marktwirtschaft gibt, muss ich leider erst einmal tolerieren. Vielleicht ist das auch ein Faktor, der sich sowieso nicht vermeiden ließe. Und wenn ich Glück habe, handelt es sich bei der Agentur auch um eine Instanz, die wirklich ähnliche Kriterien beim Bewerten anführen würde, wie ich es täte. Ich hoffe auf jeden Fall auf einen Gewinner dessen Ergebnis auch mich überzeugt, sodass ich wenigstens am Ende das Gefühl habe, dass "korrekt" bewertet wurde.

Und dass ich nicht bezahlt werde, vertröste ich mir damit, dass es sich um ein Projekt für ein Open Culture Projekt handelt. Es gleicht ja auch irgendwie einigen Motivationen, die ich in einem anderen Post erläutert habe und die ich auch mit Tagirijus Music verfolge und dort kostenlose Inhalte zur Verfügung stelle.

Gewinn

Sollte ich unter die Top 10 kommen oder sogar den Wettbewerb gewinnen, wäre das natürlich grandios. Das Preisgeld ist mir dabei komplett egal. Es geht immerhin um die Produktion eines Soundlogos, das für die vermutlich bekannteste Wissensinstitution des Internets stehen wird. Wer hätte als Profi im Bereich Musik- und Tonproduktion nicht gerne eine solche Referenz?

Der Freund meinte, dass so oder so dieser Wettbewerb hilfreich sein könnte, die eigene Reichweite zu erhöhen. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht wüsste, wie das funktionieren soll. Immerhin werden die Einreichungen anonymisiert für die Abstimmungen veröffentlicht. Aber ich bin gespannt und lasse mich einfach mal darauf ein!

Reihe

Nächster Post in der Reihe: Wikimedia Soundlogo 2